Hej,

hätte da mal eine Frage zur Selbstständigkeit in Schweden. Vielleicht hat ja der Ein oder Andere das selbe Phänomen beobachtet. Hab jetzt schon derart häufig gelesen und gehört, dass vor allem frische Auswanderer selbstständig sind. Bin in einigen Gruppen und Kanälen unterwegs, wo es ums Auswandern nach Schweden geht. Gefühlt 80% geben an selbstständig zu sein. Weiter drauf eingehen möchten die Meisten aber nicht.

Meint Ihr dass es wirklich so viele sind oder ist es so ne Standardantwort um seine Ruhe zu haben? Sollte es sich um Onlinegeschäfte handeln, gibt dass der schwedische Markt überhaupt her?

Wie ist da Eure Einschätzung oder Erfahrung?

Schöne Grüße
Thomas

Naja erzählen kann man ja viel, wenn der Tagt lang ist.

Die eigtl. Frage ist doch: selbstständig WO (angemeldet)?
Es soll ja häufig vorkommen, das Ferienhäuser gemietet oder selbst genutzt werden und man dann remote aus in arbeitet bzw. seine Dienste sonstwo anbietet, ohne dass man diese Tätigkeit umfänglich und entsprechend anmeldet.

Als selbstständig Tätiger vergleichbar mit einem Einzelunternehmen in gibt es in die "enskild firma".
Dort zahlt man bei ordnungsgemäßer Anmeldung knapp über 30% Sozialabgaben und dann vom Rest der über bleibt die kommunale und die allg. Steuer als Äquivalent zur EkSt. Das sind dann zwischen ebenfalls knapp 30% und gut 55% vom Gewinn.

Und ich habe da so meine Theorie, wer das alles bezahlt...ein Grund warum nicht jeder "selbstständige" Einwandernde vlt. supertoll beliebt ist.
Und ja, wer dauerhaft in Schweden wohnt und als enskild firma seine Dienste z.B. in erbringt muss halt trotzdem in Steuern zahlen.

Ist andersherum ja ganz genau so.

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Es ist genau so wie Herr Jeh das schreibt. Diese in Schweden so "beliebten" Deutschen leben in einer selbstgebastelten Blase und die platzt nach ein oder zwei Jahren, weil man entweder Pleite ist, das Skatteverk Wind von der Sache bekommt, u.a. weil in Schweden jeder anonyme Meldungen an selbiges machen kann und die "Beliebheit" der Deutschen (incl.Schweizer und Österreichern) seitens der Einheimischen sich so ganz elegant ausdrücken läßt, ohne dass die Einwanderer mitbekommen wie unbeliebt sie sind.

Dann wird der Schwedentraum auf Ebay Kleinanzeigen für viel zuviel Geld an die nächsten "Träumer" weitergereicht. Das ist eine Masche, die seit der Pandemie immer mehr zugenommen hat. Jetzt ist gerade die Welle der Coronaflüchtlinge dabei zu erkennen, dass sie weiterziehen müssen.

Danke für Eure Einschätzung und ausführliche Antwort. Das erklärt natürlich Einiges. Aber dann gehen diese Menschen ja schon mit völlig falschen Erwartungen nach Schweden. Gerade den steuerlichen Aspekt kann ich doch nicht ausblenden. Aber bin gespannt wie sich die Situation die nächsten Jahre entwickelt.

Was mich steuerlich noch interessien würde, gibt es in Schweden ähnliches wie die Kleinunternehmerregelung? Bzw. wie ist die Regelung wenn ich Brennholz, Eier etc. ab Hof verkaufe?

Schöne Grüße
Thomas

Da sind viele Träumer und Ingnoranten unterwegs und fallen dann auch regelmäßig auf die Schn....

Es gibt keine Kleinunternehmerregelung in Schweden. Jede Zahlung an jemand, der dir z.B. bei der Gartenarbeit hilft o.ä. und mehr als 999 SEK pro Jahr beträgt, musst du, oder vor allem der Empfänger als Einkünfte versteuern.

Beim Verkauf von Brennholz o.ä. kommt es auf die Häufigkeit und Regelmäßigkeit an. Gehe davon aus, dass mehr als reine Gefälligkeitslieferung eine unternehmerische Tätigkeit ist, die eine enskild firma mit Umsatzssteuerpflicht erfordert. Eine einmalige Freigrenze für z.B. den einmaligen Verkauf von Umzugsgut oder eines Bildes liegt meines Wissens bei 50.000 SEK. (War zumindest vor 6 Jahren noch so)

Selbst die so beliebten Loppis sind auf dem Radar der Finanzämter angekommen, ähnlich das Remote arbeiten für deutsche Arbeitgeber ohne dem schwedischen Skatteverket Kenntnis davon zu geben. Da gibt es mittlerweile Hausbesuche durch die Außenprüfer des Skatteverket.

Naja vor allem sollte man beim Kleinunternehmer erst mal klären was die Frage ist.
Geht es um die Umsatzsteuerbetrachtung oder um die Gewinnbetrachtung?

Denn auch in Schweden ist es eine Frage ob man Regelversteuerer ist/wird, wie in Deutschland.
Nur bemisst sich das in Schweden stumpf am Jahresumsatz bzw. dem Vorjahresumsatz der letzten zwei Jahre, wenn es dort Überschreitungen gab.

Was den Gewinn aus Verkäufen betrifft, ist neben der Feststellung der Unternehmereigenschaft (die z.B. Käuferrechte mit sich bringt) der sog. grundavdrag ein Instrument mit dem man sich beschäftigen sollte.
https://www4.skatteverket.se/rattsligva ... /2928.html

Und genau hier setzt das SV aktuell bei den loppis an....da die Freigrenzen schneller gerissen werden, als man denkt.
D.h. auf Gewinne über den Grenzen (s.o.) fallen dann auch die üblichen Gesamtabgaben (SV + Steuer) an.

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Verstehe, also lieber auf Nummer sicher, dafür weniger Stress im Nachhinein. Vielen Dank für die Infos

Na ja, das heißt ja nun nicht das alle Einwanderer und noch mehr die Schweden selber alles Tagträumer sind und an der Skatte vorbeiarbeiten wollen.

Ich kenne genug Schweden und auch Einwanderer die einfach sonst kaum einen Job bekommen würden.
Selbst in Schweden gelerntern Handwerkern wird nach der Ausbilung gern angeboten sich selbständig zu machen und sie werden dann mit Aufträgen ihres ehemaligen Arbeitgebers und dessen Netzwerk versorgt.
Grund ist in der Regel der mittlerweile recht hohe Aufwand an Verwaltung und somit höhere Kosten und Ausfallrisiko.
Hat man mir selber sogar in einer großen KFZ Werkstatt angeboten und ein schwedischer Freund hat in seinem Pflaster-u. Gartenbaubetrieb 2 von diesen Selbständigen die er in Spitzenzeiten ins Boot holt.

Wenn du dann als gelernter Tischler, Dachdecker etc nach Schweden kommst kann der Start durchaus einfacher sein wenn du dich selbständig machst.

Setzt natürlich Sprache, Selbstbewusstsein und Ausdauer voraus, gilt so aber nicht nur für Schweden.

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Nordic by Nature

Das ist natürlich ein wichtiger Hinweis

...leider sind - gerade bei den Einwandernden - auch viele schlicht schlecht oder falsch beraten. Mir sind leider auch schon etliche Gruppen untergekommen in denen man klar ausgesagt hat: "so lange man in Schweden in einem Ferienhaus wohnt und 2x im Jahr nach Deutschland fährt, muss man in Schweden gar nix anmelden, ..."

Die Selbstständigkeit kann ja auch an sich viele Vorteile mit sich bringen. In Schweden würde ich je nach Gebiet aber dann immer genauer überlegen, ob es eine "enskild firma" werden soll oder doch ggf. eine AB.
Vorsicht ist immer geboten bei den Auftraggebenden bzw. deren Vielfalt. Denn Genaus wie in Deutschland kennt man in Schweden den Begriff der Scheinselbstständigen (”Falska egenföretagare”). Da wird bei Verdacht intensiv geprüft und so mancher fällt da böse auf die Nase.
Ganz kompliziert wird das Thema für ehemalige Angestellte aus Deutschland, die nach einer Auswanderung als Selbstständige ausschließlich für den ehemaligen Arbeitgebenden tätig sind.

Aber ja wie immer im Leben:
Es gibt solche und solche. Leider aber gibt es aktuell eine erhöhte Anzahl von deutschsprachigen Einwandernden, die meinen in Schweden die große Freiheit offgrid und ohne Pflichten leben zu können...da gibt es dann doch häufiger Katzenjammer...

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Da braucht es nur einen Blick in die "VanLife" Blase auf YouTube und Co.

Ansonsten bin ich halt Handwerker und hätte in Schweden ruckzuck meine Kundschaft unter den Schweden und Norwegern die in der Umgebung leben.
Deutsche wollen meist zu viel mit Deutschen......

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