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 Betreff des Beitrags: Re: Padjelantaleden im August 2010
BeitragVerfasst: So, 23 Jan, 2011 22:57 
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Jakk hat geschrieben:
He, ich bin noch nicht fertig :smile:



:oops: sry :oops:

Na denn mal weiter!! :D

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Bild Lisa

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BeitragVerfasst: So, 06 Feb, 2011 13:42 

Såmmarlappastugan

Morgens herrscht allgemeine Aufbruchstimmung in der Hütte und nach und nach gehen die Wanderer ihrer Wege. Draußen ist fantastischer Sonnenschein, aber es ist kalt, bitter kalt. Es bläst ein starker Wind, der die Morgentoilette zur Tortur werden lässt. Gibt tatsächlich zwei, die ins Wasser springen - ich ziehe meinen Hut. Die Franzosen hatten die Hütte schon ganz früh verlassen (später gehen wir an ihrem Zelt vorbei, wo sie wieder schlafen - was für Pappnasen sind das denn?). Wir kochen einer 3-köpfigen Familie aus dem Schwarzwald einen Kaffee und haben damit offenbar Freunde für's Leben gefunden - sie wandern auch talwärts Richtung Kvikkjokk. Die drei werden wir später in Tarrakaise wiedersehen, wie sie, Vattern immer vorweg, in Richtung Njunjes "rennen". Er ist ein wahrer Wanderprofi, der schon von Winterwanderungen mit zu wenig Proviant im Sarek bis hin zu nächtlichen Bärentkontakten am Zelt in Kanada vieles mitgemacht hat. Er hat übrigens einen super Rucksack von Lowe Alpine: 90 l, flach, breit leicht und tierisch hoch; daheim im Internet werde ich später allerdings feststellen, dass es dieses Teil leider nicht mehr zu kaufen gibt.

Wir verlassen die Hütte gegen 10 Uhr und gehen zweieinhalb Stunden anfangs auf leichtem Terrain. In Mitten des Tarradals wechseln Birkenwäldchen und Moore einander ab. Die Rentiere der Vortage sind verschwunden und Multebeeren sind an ihrer Stelle in Schatz' Interesse getreten - warum kommen wir nur kaum voran? Der Wind ist unser ständiger Begleiter und wir denken an die anderen Wanderer, die sich nun auf dem Weg nach Tarraluopal befinden. Da war ein frankfurter Pärchen, die meinten, mit den Erfahrungen vom Jacobsweg ausreichend für den Padjelanta gerüstet zu sein. Sie waren "Ultraleicht" unterwegs, anstelle einer Isomatte wollten sie bspw. nur eine Alumatte benutzen und natürlich hatte man nur leichte Sommerschlafsäcke dabei. Die werden ihr Blaues Wunder erleben und wahrscheinlich kein einziges Mal in ihrem Zelt übernachten. Wir sind heilfroh, nicht mehr dort oben im Kahlfjäll zu sein; nachts frostet es bestimmt.

Hier unten im Tal wird der Weg nerviger. Wir müssen das eine oder andere Steinacker überqueren, was schon ohne Rucksack etwas schwierig ist. Irgendwann passiert dann die mittelschwere Katastrophe: Der letzte Akku hat seinen Geist aufgegeben! Nun bleiben mir nur noch ein paar wenige Bilder ohne die Möglichkeit des Zoomens - vielleicht hilft Vorwärmen in der Hosentasche?

Um halb drei erreichen wir Tarrakaise, wo wir Zuflucht in der Hütte suchen. Schatz bereitet Kaffee und Pfannkuchen und draußen tobt der Sturm. Wir bezahlen wieder einmal viel zu viel an den Hüttenwart und schwören uns, bei unser Heimankunft als erstes Ausweise beim Deutschen Jugendherbergsverband zu bestellen.

Der weitere Weg führt über felsige Buckelpisten und rutschige Bohlenwege, alles andere als ein Spaziergang! Als wir nach Stunden (Tatsache, obwohl nur 6 Kilometer!) von einer Anhöhe die Hütte in Njunjes endlich sehen, werden wir vom Wind fast von selbiger heruntergeblasen - heute werden wir unser Zelt nicht aufbauen, beschließen wir und begeben uns auf den nicht ganz ungefährlichen Abstieg zur Njunjesstugan. Kurz vorher rutsche ich dann natürlich auf einer leicht abfälligen, rutschigen Bohle aus und kann mich aber gerade noch mit den Stöckern abfangen. Ich schicke ein Stoßgebet nach oben, dass bitte alle Bänder in den Knien das überstanden haben sollen. Gerade auf dieser Etappe passieren die meisten Unfälle - jetzt glaube ich das gerne (ein Teenager aus Holland musste zwei Tage vorher mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden, hatte man uns in Såmmarlappa erzählt).

Die Hütte in Njunjes ist niedlich klein und steht völlig ungeschützt im tosenden Sturm da. In ihr erwartet uns schon die Familie und wir fünf haben die ganze rechte Seite für uns allein. Die Wartin (orthografisch richtig?) erzählt von einem Bären, den sie Tags zuvor auf der anderen Seite des Flusses gesehen hat - das erste Mal in 7 Jahren wo sie hier die Sommer verbringt. Ich packe sofort mein Monokular aus (DAS bleibt beim nächsten Mal garantiert zu Hause!), doch außer langweiligen Rentieren kann ich nix erkennen - was für ein Wunder. Wir tauschen Geschichten aus, lachen viel und wir schmeissen das Pfund Mousse au chocolat in die Runde (auch das wird nie wieder gekauft, schmeckt nicht besonders und liegt einfach nur schwer im Magen, ist wohl mehr was für Freunde von Glutamat & Co.). Gemeinsam errinnern wir uns an die anderen Wanderer aus Såmmarlappa, die weiter ins Gebirge wollten. "Die drei Segler werden's nicht packen und sich ausfliegen lassen", ist der einhellige Tenor und der Vater meint, dort oben hättens' bestimmt 3-4 Grad Minus. Ist es Schadenfreude mit dem etwas überheblichen Frankfurter oder fühle ich Mitleid, als ich mich gegen 11 Uhr ins warme Bett kuschle?


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 Betreff des Beitrags: Re: Padjelantaleden im August 2010
BeitragVerfasst: So, 06 Feb, 2011 13:42 
:yyopa: Mit F11 füllen die Bilder den ganzen Bildschirm aus

Såmmarlappastugan, gefüllt mit zwanzig Wanderern:
Bild

Direkt an der Hütte befindet sich ein Boot zur Querung des Flusses (hängt an Seilen):
Bild

Der Weg zwischen Såmmarlappa und Tarrakaise ist anfangs leicht und führt am Tarraälven entlang:
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"Steinacker":
Bild

Njunjesstugan:
Bild

Auf der anderen Seite sollte irgendwo ein Bär sein (vielleicht lauert er ja den Rentieren auf?):
Bild


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BeitragVerfasst: So, 06 Feb, 2011 14:57 
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Hallo Jak,
ja wieder Klasse dein Bericht sowie Bilder. :perfekt:

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-Aurelius Augustinus-


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BeitragVerfasst: Di, 08 Feb, 2011 19:17 
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Danke für den weiteren Bericht und die Bilder.
Jep, die 6 bzw. nach anderen Angaben auch 7 km zwischen Njunjes und Tarrekaise sind irgendwie ziemlich lang, hab ich damals auch so empfunden. :YYAY:

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Allen ist das Denken erlaubt, vielen bleibt es erspart. (Curt Goetz)
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BeitragVerfasst: So, 13 Feb, 2011 14:19 
Montag, 10 Kilometer von Njunjes nach Bobäcken (dem Bootsanleger nach Kvikkjokk):

Hurra, letzter Tag! Heute abend endlich nach neun Tagen wieder eine warme Dusche und frische Klamotten! Draußen stürmt es immer noch wie blöde und viel wärmer als gestern ist es auch heute morgen nicht. Eigentlich allerbeste Voraussetzungen, um den vorgenannten Ruf der Freude, das „Hurra“, tatsächlich herauszuschreien. Aber ist da nicht doch ein wenig Wehmut, dass es in ein paar Stunden nun vorbei sein wird? Unsere erste richtige Wanderung mit alle den Licht- und Schattenseiten, die dazugehören und die uns ein Leben lang in Erinnerung bleiben werden? Ich weiß nicht, ob ich traurig oder glücklich sein muß, aber... "Wir haben uns entschlossen, auf Euer Angebot einzugehen", werde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Häh, wie jetzt, was jetzt? Welches Angebot? Ach ja, Åland - hatte ich völlig vergessen! Ich hatte den Schwarzwäldern von unserem "Domizil" auf Åland erzählt und ihnen angeboten, ein paar Tage gemeinsam mit uns dort zu verbringen. Vorher wollten wir in Årrenjarka, dem schönsten Campingplatz der Welt, 15 km von Kvikkjokk entfernt, die Wanderung gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen lassen. Dort gibt es eine Schwimmsauna und die Campinghütte hatte ich vor der Wanderung schon fixgemacht. „Schön, freut mich“, antworte ich. Wir verabreden uns für Bobäcken und lassen uns einander ein wenig Vorsprung.

Eigentlich, so heißt es, soll die letzte Etappe nach Bobäcken ein langweiliger Weg sein. Das, kann ich aber überhaupt nicht nachvollziehen. Vielmehr sind diese letzten 10 Kilometer ein würdiger und toller Ausklang einer schönen Kahlfjällwanderung. Der Wald wird dichter, die Wiesen voller und die Landschaft lieblicher. Vergessen ist der eiskalte Sturm von heute morgen. Es geht durch Sümpfe, über breite bequeme Trampelpfade und ist ein herrlicher Spaziergang. Die Sonne scheint und es wird angenehm warm. Die letzten Mücken des Jahres versuchen ihr Glück an uns, doch US622, unser neues Mückenmittel aus Staloluokta, wehrt jeden Angriff erfolgreich ab. Da ist die letzte Hängebrücke, dort der letzte Wildfluss – an einer schönen Stelle mit Stromschnellen lassen wir uns für einige Zeit die Sonne auf den Pelz brennen. Bald kommen wir an den Überresten eines alten Hofes vorbei, ein wenig dahinter scheint wohl jemand ganzjährig zu wohnen. Schilder davor mahnen, man solle Abstand halten und hier bitte nicht campieren. Hurra, die Zivilisation hat uns wieder! Kurz vor Bobäcken laufen wir durch einen märchenhaften Farnwald und dann kommt auch schon der Bootsanleger – die Wanderung ist zu Ende: Der Anfang vor 140 Kilometern ist weit weit weg und kommt uns wie eine ganze Ewigkeit vor!

Die Franzosen sitzen schon dort und telefonieren mit dem nächsten Flughafen – war wohl das erste und letzte Mal Lappland bei denen. Auch die Verrückten aus Såmmarlappa, die morgens ins Wasser gesprungen waren, sind schon da. Bald treffen auch die Schwarzwälder ein und gegen 13 Uhr kommt Björn Sarstad um uns mit seinem Boot nach Kvikkjokk zu bringen. Er erkennt mich tatsächlich wieder, als ich ihm die Rucksäcke aller Wanderer ins Boot reiche. Dabei stelle ich fest, dass die anderen offenbar gar nichts dabei hatten, vom Gewicht her jedenfalls zu urteilen. Kein Wunder, dass die alle so schnell unterwegs sein konnten. Im nächsten Jahr müssen wir unbedingt irgendwie unser Gewicht reduzieren!

Björn setzt uns beiden ein Stückchen weiter ab, da wir ja zum Hubschrauberlandeplatz kommen müssen. Dort angekommen, verstauen wir die Säcke, schnallen die Fahrräder wieder ans Heck und machen uns auf den Weg nach Årrenjarka. Die Fahrt auf der nagelneuen Straße kommt uns unheimlich schnell vor... jedenfalls so lange, bis ich merke, dass der Bus von Länstrafiken in unserem Heck „etwas“ drängelt. Ich beschleunige auf gut 70 km/h – was für eine irre Geschwindigkeit! Und das mit soviel Gepäck auf dem Rücken! Wir haben tatsächlich 9 Tage lang ein Auto weder gesehen noch gehört. Es kommt mir fast vor wie in einem Traum, als wir die Tür zu unserer Campinghütte hinter uns zuziehen. Die Füsse mußten keine Unebenheiten ausgleichen, was für ein komisches Gefühl, so auf geradem Boden zu gehen. Strengte überhaupt nicht an. Ich dusche mindestens eine Stunde und bereite das Feuer für den Abend vor. Wir wollen noch einen weiteren Tag hier bleiben und gehen erst morgen in die Schwimmsauna. Ein bißchen Luxus nach all den Tagen der Entbehrung; wir haben es uns verdient. Übermorgen werden wir beide, zum ersten Mal überhaupt, mit dem Gefühl einer "Nordland-Sättigung" südwärts fahren. Das soll dann auch die letzte neue Erfahrung für uns in diesem Sommer gewesen sein: In all den Jahren zuvor hatten wir beim Abschied von Lappland immer große Trauer empfunden - dieses Mal nicht!

Danke Schweden, danke Samen für die Erhaltung einer wunderschönen Landschaft: Padjelanta – wir kommen wieder!


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BeitragVerfasst: So, 13 Feb, 2011 14:48 
Ein letzter Blick durchs Tarradalen in Richtung Njunjes:
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Zwischen Nunjes und Bobäcken durch Sümpfe und Wälder:
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Die letzte Hängebrücke über ein trockenes Flußbett:
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Der letzte Abschnitt des Leden soll langweilig sein; kann ich so nicht bestätigen:
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Erste Zeichen der Zvilisation:
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Ich empfehle jedem, von Norden nach Süden zu wandern, da die letzte Etappe einen schönen Kontrast zu den vorhergehenden Tagen bildet und dadurch landschaftlich sehr reizvoll wird:
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Der Bootsanleger Bobäcken. Björn hat mit seinem Partner Kenth eine schöne Wetterschutzhütte gebaut, in der man notfalls auch die Nacht verbringen kann:
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Fast schon "Home Sweet Home" - Årrenjarka, unsere Basisstation der letzten Jahre:
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Die Schwimmsauna liegt in einer einsamen Bucht:
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Diese Aufnahme stammt zwar aus dem Jahr zuvor, doch soll sie trotzdem mein Schlussbild für diesen Bericht sein: Årrenjarka 2009, als wir Hochwasser hatten:
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BeitragVerfasst: So, 13 Feb, 2011 20:32 
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Da bleibt mir nur eins zu sagen:

:hey: :bravo: :YYBC:

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saxemara ;-)
Alles wird gut! (Nina Ruge)
Sich abfinden und aufs Meer schauen, das ist Glück.
-Gottfried Benn-
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