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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 6:16 
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Hej,

vibackup hat geschrieben:
Ich weiss nicht, wie sehr man aus der Perspektive einer Ergotherapeutin das System und dessen medizinische Qualität sehen kann, weil ich wie gesagt da keine Erfahrung habe. Aber deutsche Ärzte kriegten in der Regel nach drei-sechs Monaten die Krise (vor Corona, also), weil sie einfach aus D viel höhere Standards gewohnt sind. Du arbeitest ja wohl nicht im Gesundheitswesen, wirst daher allenfalls anekdotische Erfahrungen machen, und da steuert der Zufall sehr, ob man gute oder schlechte macht.


Das liegt sehr daran, wo man in Dt. gearbeitet hat. Oftmals ist der Standard der paramedischen Berufe in Schweden höher, ich darf z.b. Hilfmittel verschreiben ohne bei der KK betteln zu müssen, die von Dt. bekannte Hierarchie zwischen den Berufen empfinde ich als weniger ausgeprägt, was das Arbeiten angenehmer macht. Das Ansehen der Ergos in Schweden ist deutlich höher und meist gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen. Dies liegt natürlich auch z.T an der Ausbildung auf Bc- Niveau, die dem Beruf einen anderen Stellenwert ald in Dt. gibt.

Aber es ist nicht alles rosa...die Lohnentwicklung ist auch hier weder gerecht noch ausreichend. Es wird gekürzt wo man kann, sowohl bei Kollegen als auch bei Leistungen. Die schwedischen Kollegen haben oft ein anderes Empfingen von Stress und Arbeitsdruck, als ich es aus Dt. bzw NL gewohnt bin, es geht alles etwas langsamer, und trotzdem wird auf hohem Niveau gestöhnt. Daran muss man sich gewöhnen (aber hoffentlich nicht mitmachen ;)).


vibackup hat geschrieben:
Was die Einschätzung eurer Sprachnivås betrifft: das klingt sehr nach "glädjekalkyl"... ich habe eine Zeit lang Ärzte, auch ausländische eingestellt und habe da eine reihe solcher Intyg gesehen... die in der Wirklichkeit nicht zu halten waren.
C2 ist im Prinzip Muttersprachlerniveau; ich lebe seit 18 Jahren in Schweden, muss mich täglich mündlich und schriftlich ausdrücken und unterrichte an der hiesigen Universität, aber dass ich durchgängig C2 hätte, das wage ich stark zu bezweifeln. In manchen Bereichen liege ich sicher deutlich niedriger (Bauwesen? Musik?...)... und ohne in Schweden gewohnt zu haben auf C1 zu kommen: Donnerwetter, entweder seid ihr beide deutlich schneller als alle Deutschen, die ich hier bisher getroffen habe oder es handelt sich um eine Überschätzung.
Aber vielleicht ist es so, falls ja: Glückwunsch
Lernt trotzdem weiter, ich lerne immer noch neue Worte dazu (ein bis zwei pro Monat).
Deine Vermutung, dass ihr in drei monaten fit for fight seid, was die Sprache betrifft, ist allerdings wieder realistisch; das schaffen die meisten Deutschen.
Nicht C1, aber oft gutes B2, würde ich sagen.
Und dass du kommunizieren kannst und Papiere verstehst, sind gute Voraussetzungen.


Sehe ich genauso, ich habe vorher viel gelernt, hatte deutsch, englisch und holländisch im Gepäck und stand trotzdem hier in Sthlm und habe erstmal ordentlich kämpfen müssen, um was zu verstehen und mich dann auch noch ordentlich ausdrücken zu können. Aus eigener Erfahrung glaube ich, dass ich das unterschätzt habe, aus dem Grund, weil lesen und Nachrichten usw hören gut klappte...aber wenn es dann an spezifisches und schnelles vermitteln von Information / Kommunikation über smalltalk hinaus geht, hab ich schnell gemerkt, wo ich wirklich stehe.


vibackup hat geschrieben:
Und nach Corona kommt eine ökonomische Krise auch in Schweden; wie sehr, weiss auch niemand. Teilweise hängt das sicher damit zusammen, ob wir einfach nur versuchen, das wieder aufzubauen (Kohle, Flug, Auto...) was vorher schon veraltet war, oder ob wir es schaffen, die Krise als Neuorientierung zu nutzen.


Genau! Und das macht mir gerade ordentlich Angst! Ich weiß nicht, wie andere Auswanderer das empfinden, aber ich erlebe die Schweden als wenig krisentauglich. Ist auch nicht verwunderlich, sie haben die letzten Jahrzehnte in Bullerby gelebt und waren nie gezwungen, sich mich Finanz-/ Wirtschafts- o.ä Krisen auseinander zu setzen. Ich denke, das wird eine sehr schwierige Zeit, vor allem im Hinblick auf die Kultur des "lagom", "det löser sig", "vi ska hjälpas åt" und "kritikrädsla".

Viele Grüße
Saja


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 8:45 
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Saja83 hat geschrieben:
Oftmals ist der Standard der paramedischen Berufe in Schweden höher, ich darf z.b. Hilfmittel verschreiben ohne bei der KK betteln zu müssen, die von Dt. bekannte Hierarchie zwischen den Berufen empfinde ich als weniger ausgeprägt, was das Arbeiten angenehmer macht. Das Ansehen der Ergos in Schweden ist deutlich höher und meist gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen. Dies liegt natürlich auch z.T an der Ausbildung auf Bc- Niveau, die dem Beruf einen anderen Stellenwert ald in Dt. gibt.

Erstmal ein paar Fragen. du verwendest Abkürzungen, die mir unbekannt sind:
  • Bc-Niveau?
  • ET?
  • PT?
Dann:
I beg to differ - teilweise.
  • Was den Standard betrifft: ich habe sowohl in D als auch hier in der Ausbildung von verschiedenen Kategorien von vårdpersonal mitgewirkt: Krankenschwestern/pfleger, Altenpfleger/innen, Arbeitstherapeut(inn)en, Ärzte/innen, Psycholog/innen, Sozionom/innen.
    Mein genereller Eindruck ist, dass die Ausbildung in D besser ist, weil sie sich mehr an den Fragen orientiert, die tatsächlich auftauchen in der Praxis; bei bspw. den Krankenschwestern wird viel über über omvårdnadsvetenskap geredet, was gut klingt, aber leider in einer enorm praxisfernen Weise, so dass die neuexaminierten Krankenschwestern erstmal nicht in der Lage sind, praktisch zu arbeiten.
    Es ist besser geworden, aber es ging mal so weit, dass man einigen Universitäten das Examinationsrecht entziehen musste (ua dem Karolinska), einfach weil die Ausbildung nicht gut genug war.
  • Was die Hierarchie betrifft: Leider sind hierarchische Systeme effektiver als "platte", das scheint ein sich wiederholender Fakt zu sein, egal, was für Systeme man betrachtet. Ein primitives Beispiel, in dem wirklich nur noch das System und nicht mehr Akteure eine Rolle spielen: jeder weiss, was das Internet ist (wer das nicht weiss, kann das hier nicht lesen), die meisten haben schon mal von Linux oder Windows gehört. Kennt jemand ein System mit dem namen GNU HURD? Nicht viele, nehme ich an.
    Was unterscheidet die ersteren von HURD? Die ersteren sind hierarchisch organisiert, HURD war ein Versuch, diese Hierarchie zu minimieren (grob vereinfacht, ich weiss, Odin ;-)). Das System ist bis heute nicht geeignet, zuverlässig und stabil zu laufen, und ein wichtiger Faktor ist die fehlende Hierarchisierung, die zu Sicherheits-, aber vor allem zu internen Kommunikationsproblemen führt. Das System bricht, bildlich gesprochen, unter der Last der internen, nicht hierarchischen Kommunikation zusammen.
    Wer sich reinlesen will:
    http://walfield.org/papers/200707-walfi ... U-Hurd.pdf
    Ja, weniger hierarchische System können erstmal angenehmer empfunden werden, aber zwei Punkte dazu:
    1. Die meisten Leute wollen effektiv arbeiten; Ineffektivität frustriert und alieniert schliesslich (das was du so nett mit "Die schwedischen Kollegen haben oft ein anderes Empfingen von Stress und Arbeitsdruck" beschreibst). Ich bin Chef gewesen, und ja, ich bin Deutscher und habe, wie man hier sagt, "mit der ganzen Hand gezeigt" und auch bei Leuten, die nicht funktioniert haben, die Zusammenarbeit terminiert. Und zwei Dinge sind passiert:erstens waren diese Massnahmen glücklicherweise nur sehr selten nötig, und zweitens: erstaunlicherweise schien ein Aufatmen durch die Gruppe zu gehen, als das geschah, weil offensichtliche Probleme gehandelt wurden. Und ich war - auch wenn das wenig zur Sache tut - unglaublich stolz auf "meine" Ärzte und konnte zum unangenehmen Gegner werden, wenn die schlecht behandelt wurden...
    2. Der Unterschied zwischen Schweden und Deutschland ist ja eigentlich nicht die An- oder Abwesenheit von Hierarchie, sondern wie man mit einer Hierarchie umgeht. Auch hier gibt es, wie in D, immer zwei Hierarchien: eine offizielle und eine inoffizielle. Wer jemals versucht hat, an der Uni zum Professor zu kommen, weiss, was ich mit inoffizieller Hierarchie meine: ohne die Sekretärin läuft da gar nichts. Der Unterschied ist nun: in D sind diese beiden Hierarchien in höherem Masse überlappend und es ist offener, wer wirklich das Sagen hat. In Schweden ist das oft verdeckt und es braucht eine Zeit, bis man das herausfindet. Weshalb meine schwedischen Kollegen an einem neuen Arbeitsplatz oft "niedrig liegen" (den Ball flach halten?), bis sie das herausgefunden haben...
Was aber stimmt: in D hängt das Funktionieren einer Einheit in stärkerem Maße an dem Chef als hier, einfach weil der/die in D eine stärkere Stellung hat, während es in Schweden öfter Einheiten gibt, die weder sonderlich gut noch sonderlich schlecht funktionieren, einfach weil sich die verschiedenen Akteure gegenseitig kompensieren.
Meinst du das, wenn du schreibst:
Zitat:
Das liegt sehr daran, wo man in Dt. gearbeitet hat.

?
Aber ja, gute Zusammenarbeit (und schlechte) habe ich hier wie in D erlebt, das scheint mir nicht an den beiden Systemen zu hängen, sondern ist oft eine Frage der involvierten Personen...

Dann hat man in D ein Denken, das oft Strukturqualität als Voraussetzung für Prozessqualität annimmt, was aus schwedischer Sicht, wie es eine Kollegin ausdrückte, "typisch deutsches Denken" ist.
Übersetzt: In D würde man, wenn man eine Zugverbindung von A nach B bauen will, erstmal und sehr stark darauf fokussieren, die Bahnverbindung zu bauen, sie fit zu machen für die Anforderungen die man hat und dann den Fahrplan aufstellen und welche Züge an welche anschliessen, während man in Schweden sich vor allem auf die Prozesse (den Fahrplan etc) konzentriert und darüber leicht die unterliegende Struktur (die Schiene) vergisst.
Ok, das war eine etwas polemische Darstellung, die vielleicht meine Ansicht zum Unterschied mehr verdeutlicht als den Unterschied selber... ;-)
Daraus folgt oft ein Inseldenken: man fokussiert auf Prozesse in der eigenen Einheit und vergisst das grosse Ganze, während man in D, auch weil man so konservativ ist, was Veränderungen betrifft, oft eher ein Systemdenken hat, das andere Einheiten einbegreift.

Saja83 hat geschrieben:
Genau! Und das macht mir gerade ordentlich Angst! Ich weiß nicht, wie andere Auswanderer das empfinden, aber ich erlebe die Schweden als wenig krisentauglich. Ist auch nicht verwunderlich, sie haben die letzten Jahrzehnte in Bullerby gelebt und waren nie gezwungen, sich mich Finanz-/ Wirtschafts- o.ä Krisen auseinander zu setzen. Ich denke, das wird eine sehr schwierige Zeit, vor allem im Hinblick auf die Kultur des "lagom", "det löser sig", "vi ska hjälpas åt" und "kritikrädsla".

Mein Eindruck aus meinen verschiedenen Positionen ist: das ist kein Problem der Leute, sondern der Strukturen und des Consensus. "Die Schweden" können genauso reinhauen wie "die Deutschen", und mit dem gleichen Engagement und der gleichen Freude, wenn man ihnen die richtigen Strukturen gibt und die Arbeit als sinnvoll und effektiv erlebt wird. Gerade auch jetzt in der Coronakrise sieht man das deutlich, finde ich.
Was das "nie gezwungen, sich mit Finanzkrisen auseinandersetzen" betrifft: wusstest du, dass es eine Woche in den 90ern gab, als (wegen eines vollständig idiotischen Agierens der damaligen Regierung Bildt), der Steuerzins bei 500% lag? Kredite für bspw Eigenheime bekamen damals tw.einen Zinssatz von bis zu 25% (!).
Mehr dazu hier:
http://www.bankrattsforeningen.org.se/D ... att56.html
https://sverigesradio.se/sida/artikel.a ... el=5271318
So die meisten lebenden Schweden erinnern sich daran... und ja, es gibt die 80-talister, die tatsächlich erstmal relativ behütet aufgewachsen sind. Aber auch die wissen, was "den som är satt i skuld är icke fri" bedeutete, und welche Umwälzungen diese Haltung in Schweden in den 90ern hatte...
So ich bin optimistischer, was Schweden betrifft; zumal dieses Land ein Teil der EU ist.
Aber: der, der lebt, wird sehen, wie es so schön heisst...

//M

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„Drei Dinge sind unwiederbringlich: der vom Bogen abgeschossene Pfeil, das in Eile gesprochene Wort und die verpaßte Gelegenheit.“
ʿAlī ibn Abī Tālib


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 9:51 
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Saja83 hat geschrieben:
Hej!

BenFin hat geschrieben:
Es geht auch nicht darum, SOFORT als legitimierte Ergotherapeutin in SE loszulegen... der Plan ist also, erstmal arbeiten, gerne im Gesundheitswesen, aber auch etwas anderes, weiter in SE Sprachkurse machen, und dann die Legitimation beantragen...


Gut, dass ihr flexibel seid! Die Legitimation würde ich jetzt schon beantragen, da es mehrere Monate dauern kann, und ohne diese geht halt in Schweden nicht viel.

BenFin hat geschrieben:
Zum Thema KV:
Hast Du dann Deinen "Wohnsitz" in DE behalten, oder bist Du nach Schweden, hast Dich dort angemeldet, und in DE abgemeldet? Das ist nämlich bei uns genau der Punkt...


Genau, bei mir wars kompliziert, da ich vorher 8 Jahre in NL gewohnt habe, musste also erst den Wohnsitz ummelden (zu meinen Eltern) und mich dann in die GKV zwängen, bin mit meinen 2 Koffern nach Schweden, hab hier eine Whg gesucht und personnr beantragt und mich dann in Dt. abgemeldet.

BenFin hat geschrieben:
Wenn Du nach 6 Monaten einen Job hattest, musstest Du bei Einreise ja eben dieses S1 (?) Formular vorlegen... uns sagt aber die AOK, wenn Theresa ihren Wohnsitz in DE abmeldet, stellen sie zwar das Dokument aus, aber dann sind die Leistungen sehr beschnitten... sprich eigentlich nur Unfälle, Notfälle, sonst nix...


Die Info zu den "beschränkten Leistungen" scheint nicht ganz falsch zu sein, ev nur komisch formuliert, denn hier gibts z.B. keine Vergütung beim Zahnarzt, Augenarzt auf Überweisung (ansonsten macht man vieles beim Optiker), ET/ PT über landsting (also steuerfinanziert) usw. Und beim Hausarzt zahlt man seine ca 200 SEK (je nach landsting) bis zur frikort.

Viele Grüße
Saja


Hej Saja!

Vielen, lieben Dank für die Info, ich denke, wir werden es genau so machen... Wohnsitz in DE erstmal behalten, bis die ganzen bürokratischen Hürden erledigt sind... mit der AOK sprechen wir nochmal die Woche... :-)


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 10:03 
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Saja83 hat geschrieben:

vibackup hat geschrieben:
Was die Einschätzung eurer Sprachnivås betrifft: das klingt sehr nach "glädjekalkyl"... ich habe eine Zeit lang Ärzte, auch ausländische eingestellt und habe da eine reihe solcher Intyg gesehen... die in der Wirklichkeit nicht zu halten waren.
C2 ist im Prinzip Muttersprachlerniveau; ich lebe seit 18 Jahren in Schweden, muss mich täglich mündlich und schriftlich ausdrücken und unterrichte an der hiesigen Universität, aber dass ich durchgängig C2 hätte, das wage ich stark zu bezweifeln. In manchen Bereichen liege ich sicher deutlich niedriger (Bauwesen? Musik?...)... und ohne in Schweden gewohnt zu haben auf C1 zu kommen: Donnerwetter, entweder seid ihr beide deutlich schneller als alle Deutschen, die ich hier bisher getroffen habe oder es handelt sich um eine Überschätzung.
Aber vielleicht ist es so, falls ja: Glückwunsch
Lernt trotzdem weiter, ich lerne immer noch neue Worte dazu (ein bis zwei pro Monat).
Deine Vermutung, dass ihr in drei monaten fit for fight seid, was die Sprache betrifft, ist allerdings wieder realistisch; das schaffen die meisten Deutschen.
Nicht C1, aber oft gutes B2, würde ich sagen.
Und dass du kommunizieren kannst und Papiere verstehst, sind gute Voraussetzungen.


Sehe ich genauso, ich habe vorher viel gelernt, hatte deutsch, englisch und holländisch im Gepäck und stand trotzdem hier in Sthlm und habe erstmal ordentlich kämpfen müssen, um was zu verstehen und mich dann auch noch ordentlich ausdrücken zu können. Aus eigener Erfahrung glaube ich, dass ich das unterschätzt habe, aus dem Grund, weil lesen und Nachrichten usw hören gut klappte...aber wenn es dann an spezifisches und schnelles vermitteln von Information / Kommunikation über smalltalk hinaus geht, hab ich schnell gemerkt, wo ich wirklich stehe.


Wie gesagt, das ist die Einschätzung unserer schwedischen Lehrerin, nicht unsere eigene... und selbstverständlich werden wir weiterhin, auch in SE, Sprachkurse besuchen etc.
Es ging auch nicht um`s sprechen und schreiben, sondern ums LESEN (und bedingt um`s hören), aber egal...
Eine neue Sprache (die wir seit ca. 4 Jahren (!) lernen) ist nie einfach, aber wie gesagt, wir haben (nach dem Umzug) die Zeit und auch die Motivation, uns da noch mehr reinzufuchsen... :-)
Ich wollte damit auch nur zeigen, dass wir nicht mit Hej und Hur är det med dig? und der Fähigkeit, in den Nachrichten die Wettervorhersage für Schweden zu verstehen, nach Schweden gehen und sagen: "Hier sind wir!" ;-)


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 10:38 
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Und Vibackup... Du lobst das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten der Welt... möglicherweise hast Du da Recht, ich bin kein Experte...

Hier nur ein paar Beispiele:

- Hautarzt-Termin: 3-4 Monate
- seit 6 Wochen starke, dauerhafte Kopfschmerzen bei einer knapp 70jährigen, die damit nie Probleme hatte, wo auch Schmerztabletten nichts geholfen haben... 2 Monate, bis überhaupt mal eine erste Untersuchung stattfand
- Operation, Zysten-Entfernung und Ei-Leiter-Entfernung... 20 Stunden nach der OP wurde ihr das Bett wortwörtlich unter`m A... weggezogen, mit den sinngemäßen Worten: wenn`s anfängt zu bluten, geh zu deinem Frauenarzt...
- Verdacht auf Hirnhaut-Entzündung: Nö, wir haben keinen Termin frei, geh halt ins Krankenhaus
- Im selben Fall, nachdem alle Symptome seit 2 Tagen im Krankenhaus weg waren, 6 Stunden, bis mal ein Arzt vorbeikam, um den Patienten widerwillig zu entlassen (Privat versichert, klar...)

Dies nur ein paar Beispiele aus meinem Bekanntenkreis...


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 11:06 
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Plz/Ort: Småland
Die Liste könnte ich vervollständigen:
- Blinddarmentzündung: Sie haben Blähungen
- Intensive Untersuchung beim Hautarzt auf Hautkrebs: 3 Minuten, fertig!
- Kopfschmerzen bis zur Ohnmacht: Nehmen Sie Tabletten. Nicht entdeckt: schwere Borreliose, Notaufnahme im KH
....
- Wie viel Tote im KH in D-land? Wie viele dagegen in S?

_________________
Ferien in Småland: http://www.ferienhausmiete.de/ferienhau ... j_nr=34130
www.wikingerabenteuer.wordpress.com


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 11:48 
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Beiträge: 26
Vita hat geschrieben:
Die Liste könnte ich vervollständigen:
- Blinddarmentzündung: Sie haben Blähungen
- Intensive Untersuchung beim Hautarzt auf Hautkrebs: 3 Minuten, fertig!
- Kopfschmerzen bis zur Ohnmacht: Nehmen Sie Tabletten. Nicht entdeckt: schwere Borreliose, Notaufnahme im KH
....
- Wie viel Tote im KH in D-land? Wie viele dagegen in S?


Meine Beispiele sind von Vor-Corona... Deine vermutlich auch... Corona ist nochmal eine eigene Nummer... leider

Aber klar, ich sage auch nicht, dass das schwedische Gesundheitssystem besser sei als das deutsche, dafür kenne ich mich auch viel zu wenig aus...

Ich will damit nur sagen, auch das Gesundsheitssystem in DE ist alles andere als rosig... man findet auch da sehr viele Dinge, die falsch laufen...

Und zum Thema Corona: die deutsche Variante fußt einzig und allein darauf, dass bald ein Impfstoff vorhanden ist! Mit dem Lockdown wurden Menschenleben gerettet, keine Frage, und es war nötig! Das hat aber zur Folge, dass kaum jemand immun gegen Corona ist, sprich im Herbst möglicherweise ein weiterer Lockdown, und ein weiterer Lockdown folgt... hält DE das wirtschaftlich aus? Ich wage es zu bezweifeln... ich kenne Menschen, die bereits jetzt ernsthaft um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen...
War der schwedische Weg deshalb besser? Ich habe keine Ahnung, die haben wir ALLE nicht! Keiner von uns hat je eine Pandemie erlebt!
Sollte es langfristig keine Immunität geben oder kein Impfstoff kommen... tja, dann haben wir alle ein Problem, egal ob in DE oder SE oder sonstwo...


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 13:38 
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Plz/Ort: Rostock
Also ich bekomme immer einen Termin wenn ich einen benötige.


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BeitragVerfasst: Di, 30 Jun, 2020 17:28 
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BenFin hat geschrieben:
Und Vibackup... Du lobst das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten der Welt... möglicherweise hast Du da Recht, ich bin kein Experte...
Hier nur ein paar Beispiele:

Ja, in jedem System laufen Dinge falsch, Mitarbeiter sind Menschen, und Menschen sind manchmal fantastisch und manchmal nicht so sehr.
Aber dein Einwand geht an meiner Behauptung vorbei, etwa so, als wenn ich von Erderwärmung rede und du argumentierst, es habe gestern doch geschneit... das eine ist eine kondensierte Betrachtung, wie das System insgesamt funktioniert, das andere sind anekdotische Einzelfälle, die man immer findet.
Wenn man Zugänglichkeit misst (weil du das als Beispiel genannt hast), dann kommt ev. folgendes dabei heraus:
Euro Health Consumer Index 2016 hat geschrieben:
"In a feedback round from national healthcare bodies, the response from the German Bundesministerium für Gesundheit (BMG) contained an interesting reference to a study of waiting times in German primary care. It is irrelevant what the actual numbers were in that study; the unit of time used to measure and analyse primary care accessibility was not months, weeks or days, but minutes!"

Für Schweden:
Zitat:
At the same time, the notoriously poor Swedish accessibility situation seems very difficult to rectify, in spite of state government efforts to stimulate the decentralized county-operated healthcare system to shorten waiting lists by throwing money at the problem (“Queue-billions”). Sweden now has the highest healthcare spend per capita (after the three super-wealthy countries, see Section 4.1) together with The Netherlands and Austria. “Throwing money at a problem” is obviously not an effective way of problem-solving. The HCP survey to patient organizations confirms the picture obtained from the official source http://www.vantetider.se, that the targets for maximum waiting times, which on a European scale are very modest, are not really met. The target for maximum wait in Sweden to see your primary care doctor (no more than 7 days) is underachieved only by Portugal, where the corresponding figure is < 15 days. In the HCP survey, Swedish and Irish patients paint the most negative pictures of accessibility of any nation in Europe. Particularly cancer care waits, not least in the capital Stockholm, seem inhumane!
Another way of expressing the vital question: Why can FYR Macedonia reduce its waiting times to practically zero, and Sweden cannot?

Tatsächlich aber scheinen sich auch in Deutschland zunehmend Politiker in das Gesundheitssystem einzumischen, was vermutlich nicht gut werden kann...
Was deine Sprachfähigkeiten betrifft: ich fürchte, ich bin dir eine Entschuldigung schuldig für meine ruppige Art, auf deine Beschreibung der Bewertung deiner Sprachkenntnisse zu reagieren.
Hier kommt sie:
ich wollte (und kann) deine Kenntnisse der schwedischen Sprache nicht bewerten; das war als Hinweis gemeint.
Mir ist das nicht geschehen, als ich her kam (da war ich mir meiner Lücken sehr bewusst), aber bevor ich einen Monat bei Kollegen in Norwegen war, hatte ich einen Studiebesuch gemacht. Bei dem bekamen wir (ich war nicht alleine) Vorträge, face-to-face-Diskussionen, bei denen immer nur einer sprach - ich denke du siehst das Bild?
Dann kam ich hin, in den normalen Betrieb aber mit dem Gefühl, dass Trønders doch gar nicht so schwer zu verstehen sei...und dann kamen die Treffen, bei denen wie eben üblich frei von der Leber weg geredet wurde, tw auch gleichzeitig, in unterschiedlichen Dialekten und obwohl die Norweger im Verhältnis zu uns in Schweden extrem strukturiert und wohlorganisiert sind, kam eben doch irgendwann ein "Julius" auf, was mich voll aus der (Verständnis-)bahn warf. Es handelte sich um dieses Ereignis:
https://www.dagsavisen.no/nyheter/innen ... -1.1452373

Grund für die ungewöhnliche Diskussion war, dass die Einheit, bei der ich zu Besuch war, in die Untersuchungen involviert war, aber ich brauchte eine Zeit, bis ich kapierte, wer dieser Julius war... was für jeden Norweger offenbar so selbstverständlich ist, wie für einen Deutschen (vielleicht inzwischen nicht mehr?) wer Knut ist...
Kurz: meine Selbstüberschätzung hat mir dort das Leben unnötig schwer gemacht, das war meine Motivation, nicht dich zu kränken oder infrage zu stellen.
Sorry, falls das falsch rüber gekommen ist.

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BeitragVerfasst: Mi, 01 Jul, 2020 12:45 
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Beiträge: 26
vibackup hat geschrieben:
BenFin hat geschrieben:
Und Vibackup... Du lobst das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten der Welt... möglicherweise hast Du da Recht, ich bin kein Experte...
Hier nur ein paar Beispiele:

Ja, in jedem System laufen Dinge falsch, Mitarbeiter sind Menschen, und Menschen sind manchmal fantastisch und manchmal nicht so sehr.
Aber dein Einwand geht an meiner Behauptung vorbei, etwa so, als wenn ich von Erderwärmung rede und du argumentierst, es habe gestern doch geschneit... das eine ist eine kondensierte Betrachtung, wie das System insgesamt funktioniert, das andere sind anekdotische Einzelfälle, die man immer findet.
Wenn man Zugänglichkeit misst (weil du das als Beispiel genannt hast), dann kommt ev. folgendes dabei heraus:
Euro Health Consumer Index 2016 hat geschrieben:
"In a feedback round from national healthcare bodies, the response from the German Bundesministerium für Gesundheit (BMG) contained an interesting reference to a study of waiting times in German primary care. It is irrelevant what the actual numbers were in that study; the unit of time used to measure and analyse primary care accessibility was not months, weeks or days, but minutes!"

Für Schweden:
Zitat:
At the same time, the notoriously poor Swedish accessibility situation seems very difficult to rectify, in spite of state government efforts to stimulate the decentralized county-operated healthcare system to shorten waiting lists by throwing money at the problem (“Queue-billions”). Sweden now has the highest healthcare spend per capita (after the three super-wealthy countries, see Section 4.1) together with The Netherlands and Austria. “Throwing money at a problem” is obviously not an effective way of problem-solving. The HCP survey to patient organizations confirms the picture obtained from the official source http://www.vantetider.se, that the targets for maximum waiting times, which on a European scale are very modest, are not really met. The target for maximum wait in Sweden to see your primary care doctor (no more than 7 days) is underachieved only by Portugal, where the corresponding figure is < 15 days. In the HCP survey, Swedish and Irish patients paint the most negative pictures of accessibility of any nation in Europe. Particularly cancer care waits, not least in the capital Stockholm, seem inhumane!
Another way of expressing the vital question: Why can FYR Macedonia reduce its waiting times to practically zero, and Sweden cannot?

Tatsächlich aber scheinen sich auch in Deutschland zunehmend Politiker in das Gesundheitssystem einzumischen, was vermutlich nicht gut werden kann...
Was deine Sprachfähigkeiten betrifft: ich fürchte, ich bin dir eine Entschuldigung schuldig für meine ruppige Art, auf deine Beschreibung der Bewertung deiner Sprachkenntnisse zu reagieren.
Hier kommt sie:
ich wollte (und kann) deine Kenntnisse der schwedischen Sprache nicht bewerten; das war als Hinweis gemeint.
Mir ist das nicht geschehen, als ich her kam (da war ich mir meiner Lücken sehr bewusst), aber bevor ich einen Monat bei Kollegen in Norwegen war, hatte ich einen Studiebesuch gemacht. Bei dem bekamen wir (ich war nicht alleine) Vorträge, face-to-face-Diskussionen, bei denen immer nur einer sprach - ich denke du siehst das Bild?
Dann kam ich hin, in den normalen Betrieb aber mit dem Gefühl, dass Trønders doch gar nicht so schwer zu verstehen sei...und dann kamen die Treffen, bei denen wie eben üblich frei von der Leber weg geredet wurde, tw auch gleichzeitig, in unterschiedlichen Dialekten und obwohl die Norweger im Verhältnis zu uns in Schweden extrem strukturiert und wohlorganisiert sind, kam eben doch irgendwann ein "Julius" auf, was mich voll aus der (Verständnis-)bahn warf. Es handelte sich um dieses Ereignis:
https://www.dagsavisen.no/nyheter/innen ... -1.1452373

Grund für die ungewöhnliche Diskussion war, dass die Einheit, bei der ich zu Besuch war, in die Untersuchungen involviert war, aber ich brauchte eine Zeit, bis ich kapierte, wer dieser Julius war... was für jeden Norweger offenbar so selbstverständlich ist, wie für einen Deutschen (vielleicht inzwischen nicht mehr?) wer Knut ist...
Kurz: meine Selbstüberschätzung hat mir dort das Leben unnötig schwer gemacht, das war meine Motivation, nicht dich zu kränken oder infrage zu stellen.
Sorry, falls das falsch rüber gekommen ist.

//M


Ingen fara :-) Alles gut! Und danke für den Hinweis... Solche Situationen, wie du sie beschreibst, werden natürlich für uns (mindestens!) genauso schwer... keine Frage. Darauf sind wir eingestellt, da machen wir uns keine Illusionen.

Wobei ich (als gebürtiger Bayer) mit , sagen wir mal, ein paar Franken oder Schwaben oder auch Sachsen (egal welcher Dialekt) in einem Gruppengespräch wäre, und einer oder auch alle in ihrem regionalen Dialekt sprechen und "es drauf anlegen", versteh ich auch kaum was... :YYAI:


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